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Strassenkreide auf Asphalt und Beton; Bergstrasse Luzern.
Seit ich mal auf die „geniale“ Idee kam fortan Raketen zum Hauptmotiv meiner Kunst zu ernennen, fliegen mir diese nur noch so zu. Ob Patches, Radiergummis oder ein Memorystick - gefühlt jedes
zweite Geschenk in den letzen Jahren hatte den Anspruch meine grossen Träume wahr werden zu lassen. Das ging zeitweise soweit, dass ich die Dinger am liebsten auf den Mond geschossen hätte.
Bis ich merken musste, dass es sich dabei wohl nur um die Rache meiner Mitmenschen handelt, welche meine Besessenheit selbst jahrelang ertragen mussten. Und in Wahrheit habe ich mich
natürlich über jedes einzelne Stück gefreut wie ein kleines Kind, denn alle haben mich inspiriert. (Danke an dieser Stelle an diese wunderbaren Menschen 😘.)
Seit unter meinen Freund*innen und Bekannten Eltern und Pädagog*innen zunehmen, werden auch Kinderzeichnungen von Raketen an mich adressiert. Diese sind für mich immer etwas ganz Besonderes,
weil sie mir irgendwie das Gefühl vermitteln Menschen mit meiner Arbeit zu erreichen. Weil ich diese Zeichnungen künstlerisch verarbeiten wollte, fragte ich @manana.forever ob sie mit mir
eine Serie mit Bildreferenzen zu diesen kleinen Kunstwerken gestalten möchte, wozu eine Illustratorin mit Nebenberuf Kindergärtnerin natürlich nicht nein sagen kann 😁.
Selbstverständlich freuen wir uns auch über die Zusendung weiterer Zeichnungen. DM uns eine Rakete von deinem Kind, deiner Grosstante oder binde deinem Hund einen Pinsel an den Schwanz!
Vielleicht findest du sein Werk bald auf der Strasse wieder 🚀.
Zu Ehren von Sepp Ebinger
Acryllack, Dispersion, Karton; Sepp Ebinger Gässli Luzern (Luzerner Fasnacht 2021).
Jaja die Guggenmusigen, ihre Mitglieder gelten oftmals als eigenes Völkchen und ihre künstlerischen und musikalischen Äusserungen treffen nicht immer jeden Geschmack. Doch am Beginn dieser
Entwicklung in Luzern steht ein Mann. So gross wie ein Baum soll er gewesen sein. 1947 - also unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg - war es der Basler Sepp Ebinger, Grafiker und
Austellungsgestalter im Verkehrshaus, welcher die erste und damit die Original Luzerner Guggenmusig 4711 gründete. Auf die Beine gestellt wurde dieses Projekt - das damals in
Künstlerkreisen grossen Anklang fand - mitten in der Luzerner Altstadt, nämlich in den Räumen der heutigen Galerie @ahoi_luzern. Unterstützt wurde Sepp dabei von seiner Gattin Erica
Ebinger, welche als gelernte Schneiderin in den Folgejahren ihre ganze Kreativität in die Sujets der Lugumu 4711 einfliessen liess und später noch als Galeristin bekannt werden sollte. Sepp
und Erica sind inzwischen verstorben. Die @lugumu4711 lebt an der Fasnacht weiter.
Was heute vielen unbekannt ist: Das Vorhaben von Sepp Ebinger und seinem Gefolge war im katholisch-konservativen Luzern Ende der 40er Jahre ein progressiver Akt. Mit den schrillen Tönen und
bunten Verkleidungen wollte man dem „bürgerlichen Alltag“ entfliehen und eine Gegenbewegung zum Herrenfilz der Zünfte einläuten. Ursprünglich sollen sich die Bohèmiens, auf die sich der
Name der 1950 gegründeten dritten Luzerner Guggenmusig, der Bohème Musig direkt bezieht, Kunst als Selbstverteidigung vor der Verspiesserung am eigenen Leib verstanden haben. Diese
antibürgerliche Strömungen in der Luzerner Fasnacht - von der heute leider nur noch wenige zu spüren sind - führte dazu, dass während der Blütezeit der Guggenmusigen in den 60er und
70er Jahren auch Hippies von den Luzerner Fasnacht angezogen wurden und während den Fasnachtstagen in der Stadt ihrem Traum nachhingen.
Nachdem die Luzerner Fasnacht dieses Jahr nicht stattfand bleibt zu hoffen, dass diese Pause - wie bereits nach dem 2. Weltkrieg 1947 - dem etwas ermüdeten kreativen Geist der Luzerner
Fasnacht neues Leben einhaucht. Denn Luzerner Fasnacht ist nicht nur Saufgelage und Schlagerdisco, nicht nur Guggenmusig und Wagenbau. Luzerner Fasnacht ist städtischer Freiraum, sie ist
Feld künstlerischer Produktion und sie ist Beizen- und Strassenkultur. Doch vor allem ist sie Spiegel der Gesellschaft und was diese daraus macht. Gerade die lokalen Kunst- und
Kulturschaffenden wären gefordert dieses einzigartige Gut - anstatt oftmals nur ohne fundierte Kenntnisse in arroganter Weise darüber zu urteilen - zu erhalten! Aber vor allem mit
Innovationen zu beleben, bevor es endgültig von der Kommerzialisierung eingenommen wird! . Darum nehme ich seit 2017 mit dem @labor.luzern an diesem Anlass teil. Weil das dieses Jahr nicht
möglich haben @manana.forever und ich (Danke!) in der Sepp Ebinger Gasse in Luzern diese Arbeit realisiert - zu Ehren von Sepp Ebinger und seinem unkonventionellen Geist. Er führt in dieser
Installation als Tambourmajor den Nachwuchs an. Bleibt zu hoffen, dass sich darunter einige Raketenpilot*innen und Sterneneroberer*innen befinden. Ond Day...
(Quellen:Luzerner Fasnachtsbuch, lugumu.ch, kwasikwarx.ch, erica-ebinger-stiftung.ch, www.luzern60plus.ch, www.zentralplus.ch)
Acryllack, Dispersion, Karton; Industriestrasse Luzern.
Auszug aus der WOZ: „Arbeiten ja, Freizeit nein?“ von Anna Jikhareva. Ganzer Artikel in der Ausgabe 3/21.
„Was, wenn die Pandemie bald Geschichte wäre? Wenn das Sterben aufhörte, die Älteren nicht mehr für Profite geopfert würden, wenn die Prekären ihre Gesundheit nicht mehr aufs Spiel
setzen müssten, damit die Wirtschaft läuft? Was, wenn ein Umdenken einsetzte, wenn statt zermürbendem Stop and Go aus Lockern und Lockdown staatliches Handeln darauf abzielte, das Virus
vollständig zu kontrollieren? Und Impfstoffe nicht das Privileg der Reichen wären, sondern für alle erschwinglich?
Fragen wie diese haben zuletzt viele nicht mehr zu stellen gewagt, verloren zwischen Ermüdung und Sorge, Apathie und Wut blieb Grundsätzliches oft aussen vor. Ein Jahr Pandemie. Die Stille
durchbrochen hat nun der Aufruf «Zero Covid»: Wissenschaftler und Klimaaktivistinnen, linke Intellektuelle und PolitikerInnen, Menschen aus Gesundheitsbereich und Gewerkschaften rufen nach
einem «solidarischen europäischen Shutdown», einer Pause vom Wahnsinn. Innert weniger Tage haben 75 000 den Appell unterschrieben..
Im ersten Moment tönt «Zero Covid» so klar wie utopisch: Die Ansteckungen sollen runter – auf null oder zumindest möglichst tief. Statt die Freizeit zu verbieten, wie es viele europäische
Regierungen tun, sollen nicht notwendige Fabriken und Betriebe für einige Wochen stillstehen. Für jene, die der Shutdown am stärksten trifft – Obdachlose und Geflüchtete, Menschen mit
niedrigem Lohn und in beengten Wohnungen –, braucht es Unterstützung, der Gesundheitssektor soll ausgebaut, Impfstoff der Profiterzielung entzogen werden."
Acryllack auf Karton und weitere Materialien; Zürichstrasse Luzern.
Für ein paar Stunden stand sie da - mit verzaubertem Blick, die Hand geöffnet - so als wolle sie gleich nach dem kleinen Wunder greifen, welches an diesem ausrangierten Weihnachtsbaum
hängen blieb. Als könnte sie kaum fassen, welches Glück ihr in dieser trostlosen Zeit widerfahren ist...
Doch dann kam ihr plötzlich jemand zuvor und schnappte ihr direkt vor den Augen die glitzernde Rakete weg. Nun stand sie für ein paar weitere Stunden da. Mit entzaubertem Blick und leeren
Händen. Und dort wo die Kugel gehangen hat, klaffte ein Loch. Das kleine Wunder war vorbei. One Day...
(Festgehalten wurde dieser Moment in einem Leserbild, welches in der Luzerner Zeitung erschien. Dazu stand: Das Bild passt zum Januar 2021. Der Weihnachtsbaum wird entsorgt, die Stimmung ist
eher trist.)
Acryllack auf Karton und weitere Materialien; Baselstrasse Luzern.
Für einmal war es nicht die grosse Feier, sondern es waren die kleinen Dinge, die an den vergangenen Festtagen zählten. Jene Dinge, die man zwischen all dem Lärm und Trubel oft übersieht.
Jene Dinge die nach der Party übrig bleiben. Aber auch jene Dinge, die - wenn der Alltag zurückkehrt - oft verschwunden sind, bevor wir sie entdeckt haben. One Day...