Durch die multimediale Installation LionLab widmete sich LABOR Luzern der Differenz zwischen den Fotos und der heterogenen Wahrnehmung des Löwendenkmal Luzern. Es lag nahe, ein individuelle
Abbildung der Löwenskulptur zu kreieren. Dazu bildete das analoge Foto-Format 9:13 die Grundstur. Ein Grossteil der Positionen entstand unabhängig voneinander. Umso erfreulicher war es, als
sich die Umrisse des Löwen nach dem Zusammensetzen in der Kunsthalle Luzern zeigten
S Ändi vo de Fahnestange (Arbeit von Exist 84): Die Bedeutung des Löwendenkmals hat sich gewandelt. Heute ist der Löwe ein schönes, sinnentleertes Stück Stein für Touristen. Gleichzeitig ist
er ein Sinnbild für die Stadt Luzern. Wenn wir der Löwe sind, dann ist der abgebrochene Sper in seinem Rücken das Ende der Schweizerfahnenstange. Diese gehört dem "Casagrande-Älpler". Niemand
steht im Luzern mehr für den rein profitorientierten Tourismus. Alle Luzerner*innen kennen den Älpler. Was er mit Stadt zu tun hat, weiss niemand so recht. Ähnlich wie das Löwendenkmal
selbts. Jedoch ist auch der Älpler, der nur wenige Meter neben dem Löwen steht, bereits selbst zum Fotosujet unter Touristen geworden.
Vor drei Jahren durfte ich anlässlich des Projektes "Sehnsucht" von der Albert Köchlin Stiftung im "Rigi Felsentor" eine Arbeit realisieren. Das "Felsentor" ist eine Tierschutzstelle. Der
"Star" dort ist das Mastschwein Anton. Er wurde mit zu vielen Rippen gezüchtet, um mehr Fleisch zu produzieren. Der riesige Eber wurde als Ferkel per Zufall von einem Schlachthof gerettet. Er
wurde einem Brautpaar zum Grillieren geschenkt. Die frisch Vermählten jedoch brachten dies nicht übers Herz und schenkten Anton dem Felsentor, wo Schwester Theresia ihn und alle anderen Tiere
pflegte. Anton ist inzwischen verstorben.
Die Arbeit "Ex Voto" befindet sich in einem Bildstock. Sie ist angelehnt an die Tradition der religiösen Votivgabe und verwendet deren Bildsprache und Ästhetik. Diese Bildform zeigt meist
religiöse Motive und ist in katholischen Gegenden, wie der Innerschweiz, verbreitet. Auch meine Arbeit spielt mit relgiöser Ikonographie. Gezeigt wird mit einem Augenzwinkern das "Wunder" von
der Rettung Antons durch Theresia. Dahinter eröffnet sich jedoch still das Grauen eines Mastschweinhofes. "Ex Voto" ist den weit über 400000 (!) Mastschweinen im Katon Luzern, die uns als
Nahrung dienen, gewidmet.
Das "Zwischenrich" war eine Zwischennutzung in der Stadt Luzern. Das Wohnquartier "Himmelrich" wurde vor dem Abriss von der Luzerner Kulturszene bespielt. die Journalistin Katharaina Thalmann
schrieb im anschliessenden Bildband zur Arbeit von "exist":
Im Bad entwarf «exist one»* eine beklemmende Sandkasten Strandidylle: Sand und dazugehöriges Spielzeug sind am Boden vor der Badewanne drapiert. Über dem orangen Duschvorhang und in der
Badewanne hängen zwei lächerliche, phallisch anmutende aufblasbare Plastikpalmen. Auf dem Fenstersims liegt ein alter Schwamm und auf den Kacheln machen selbstklebende Delfine Trockenübungen.
Beleuchtet wird die Wüste von einer weissen Winterdepressionslampe, die in den dunklen Monaten den Vitamin-D-Haushalt der Erleuchteten regulieren soll. Hinter dem Fenster zum kleinen Balkon
ein Rauschen – ein «un-getunter» Radio oder die Wogen des fernen Ozeans? Bald denkt man an eine grelle Lesart von Louise Bourgeois Installation «Cells» - unheimlich und romantisch
zugleich.
(* "Exist" benutzte anfänglich für kurze Zeit das Anhängsel «one», bevor er es durch die Zahl 84 ersetzte.)